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Speispinne, Leimschleuderspinne (Scytodes thoracica)


Letzte Aktualisierung: 09.11.2022

Eine der faszinierendsten Spinnen in Deutschland ist die Speispinne (Scytodes thoracica). Sie ist eine typische Hausbewohnerin, da sie aber klein und zart und vorwiegend nachtaktiv ist, ist es gar nicht so einfach, sie bei sich zu Hause zu entdecken. Und noch etwas unterscheidet sie von anderen Spinnenarten: sie schleicht mit langsamen, grazilen, geradezu stelzenden Bewegungen über die Wände. Von der fast schon skurril wirkenden Form der Fortbewegung gewinnt man im Video einen guten Eindruck. Diese bedächtige Art des Schreitens mit tastend vorgestreckten Vorderbeinen, macht den einen Teil der Faszination aus.

Speispinne, Leimschleuderspinne (Scytodes thoracica)
Speispinne, Leimschleuderspinne (Scytodes thoracica)© Marko Leson

Nach obenSkurile Körperform

Von dem, was man im Film sieht, darf man sich allerdings nicht täuschen lassen. Im Video wirkt die Speispinne sehr groß, doch in Wahrheit ist sie mit 4-6 mm eine sehr kleine Spinne. Ich bin immer wieder von dieser Spinnenart begeistert, wenn ich meine Aufnahmen betrachte. Es sind nicht nur die schleichenden Bewegungen, sondern auch die ganze Körperform. Irgendwie wirkt die kleine Spinne mit ihrem enormen Vorderkörper und ihren fast schon gesichtsartig aufsetzenden sechs Augen, als sei sie direkt einer Hollywood Alienfilm Produktion entsprungen…

Stelzend und langsam schreitend, bewegt sich die Speispinne vorwärts.
Stelzend und langsam schreitend, bewegt sich die Speispinne vorwärts.© Marko Leson

Grazile Bewegungen zeichnen die Speispinne aus.
Grazile Bewegungen zeichnen die Speispinne aus. © Marko Leson

Nach obenVorkommen und Lebensraum

„Die Art ist vom Mittelmeergebiet bis Japan verbreitet; sie wurde nach Nord- und Südamerika, Indien und Australasien verschleppt.“ (1) Vom Bundesamt für Naturschutz wird sie als etabliert geführt.

In Deutschland findet man sie in Häusern.

So kam es, dass ich eines Nachts diese Spinne bei mir im Badezimmer fand. Fast hätte ich sie übersehen. Flugs war sie eingefangen und in ein Terrarium gesetzt. Ich wollte ihr Jagdverhalten filmen. Denn genau dieses sehr spezielle und in Mitteleuropa einzigartige Verhalten macht den anderen Teil der Faszination aus.

Die Speispinne ist mit ihrer Färbung und Zeichnung im Tigermuster unverwechselbar.
Die Speispinne ist mit ihrer Färbung und Zeichnung im Tigermuster unverwechselbar. © Marko Leson

Nach obenJagd und Beutefang

Der Name Speispinne verrät schon fast, was für eine Jagdmethode sie verwendet, einprägsamer, wenn auch weniger häufig verwendet, ist eigentlich ihr zweiter Name: Leimschleuderspinne.

Die Speispinne ortet ihre Beute mit einem hochsensiblen Sinnesorgan: den Härchen an ihren Beinen. Diese Härchen (Trichobothrien) reagieren auf minimalste Luftbewegungen.

Hat sie ein potentielle Beute wie beispielsweise eine Fruchtfliege (2) entdeckt, dann nähert sie sich langsam schleichend dem Insekt. Auf eine Distanz von 2 cm und weniger spritzt sie ein Sekret über ihre Beute. Für den menschlichen Beobachter geht der Vorgang zu schnell, viel zu schnell. Er erkennt nichts, außer, das das Beutetier plötzlich bewegungslos verharrt. Passiert ist aber sehr viel: die Leimschleuderspinne hat spuckend quasi ein Netz über das Beutetier ausgebreitet. Ganze 140 Millisekunden (3) waren nötig, um die Beute zu fixieren. Aus den beiden Klauen der Cheliceren wurde ein Gemisch aus Gift und Leim mit hohem Druck und einer Geschwindigkeit von 8m/sec (4) geschleudert. Kleinere Tiere sind bereits mit einem Mal fixiert, bei größeren Tieren wird die Speispinne mehrfach ihren „Leim“ schleudern oder speien.

Nach obenGemisch aus Leim, Gift und einem Faden

Nun handelt es sich bei diesem Sekret allerdings nicht nur um eine ausschließlich klebende Substanz. Tatsächlich ist es so, dass sich im Vorderkörper der Speispinne eine „enorm vergrößerte Giftdrüse“ (5) befindet, die sich in zwei Abschnitte teilt. Einem kleineren vorderen Teil, in dem das Gift produziert wird und einem größeren hinteren Teil, der den Leim dazu beisteuert. Dieses mächtige Organ erklärt auch, warum die Speispinne etwas anders aussieht als viele andere Spinnen, die in der Regel eher einen mehr oder weniger flachen, nicht aber einen solch aufgewölbten Vorderkörper (Prosoma) haben (6), wie die Speispinnen. Es scheint auch so zu sein, als würden nicht nur Leim und Gift sondern auch noch Spinnfäden in dem Gemisch sein (7).

Speispinne: Stark gewölbter Vorderkörper.
Speispinne: Stark gewölbter Vorderkörper. © Marko Leson

Das ganze Gemisch wird aus einer vergrößerten Öffnung der Kieferklauen verspritzt und immobilisiert sehr schnell das Beutetier. Auch das Gift in dem Gemisch trägt seinen Teil dazu bei „indem die Giftkomponente des Sekrets durch die Cuticula ins Innere diffundiert (N en tw ig 1986)“ (8)

Nach der Fixierung nähert sich die Spinne langsam dem Opfer und platziert den finalen Giftbiss.

Nach obenWas es sonst noch zu wissen gibt

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Das Gesicht der Speispinne: Nur sechs Augen hat Scytodes thoracica.© Marko Leson
  • Die Speispinne gehört zu den Spinnenarten mit nur sechs Augen.
  • Man kann sie ganzjährig finden.
  • Speispinnen bauen im eigentlichen Sinne kein Netz sondern nur rudimentäre Schlupfwinkel.
  • Aus der Familie der Speispinnen (Scytodidae) (9) ist sie in Deutschland die einzige Vertreterin

Um die Ökologie der Speispinne besser zu verstehen, lohnen sich noch die folgenden Artikel:

Ist die Speispinne gefährlich für Menschen?

Wenn es um Spinnen geht, dann wird auch immer wieder die Frage nach deren Giftigkeit gestellt. Um es einfach zu machen: die in Deutschland vorkommende Speispinne (Scytodes-thoracica) ist ungefährlich.

Nach oben Video: Faszination Speispinne (Scytodes thoracica)

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Nach obenQuellen und weiterführende Links