Skurile Körperform
Von dem, was man im Film sieht, darf man sich allerdings nicht täuschen lassen. Im Video wirkt die Speispinne sehr groß, doch in Wahrheit ist sie mit 4-6 mm eine sehr kleine Spinne. Ich bin immer wieder von dieser Spinnenart begeistert, wenn ich meine Aufnahmen betrachte. Es sind nicht nur die schleichenden Bewegungen, sondern auch die ganze Körperform. Irgendwie wirkt die kleine Spinne mit ihrem enormen Vorderkörper und ihren fast schon gesichtsartig aufsetzenden sechs Augen, als sei sie direkt einer Hollywood Alienfilm Produktion entsprungen…
Vorkommen und Lebensraum
„Die Art ist vom Mittelmeergebiet bis Japan verbreitet; sie wurde nach Nord- und Südamerika, Indien und Australasien verschleppt.“ (1) Vom Bundesamt für Naturschutz wird sie als etabliert geführt.
In Deutschland findet man sie in Häusern.
So kam es, dass ich eines Nachts diese Spinne bei mir im Badezimmer fand. Fast hätte ich sie übersehen. Flugs war sie eingefangen und in ein Terrarium gesetzt. Ich wollte ihr Jagdverhalten filmen. Denn genau dieses sehr spezielle und in Mitteleuropa einzigartige Verhalten macht den anderen Teil der Faszination aus.
Jagd und Beutefang
Der Name Speispinne verrät schon fast, was für eine Jagdmethode sie verwendet, einprägsamer, wenn auch weniger häufig verwendet, ist eigentlich ihr zweiter Name: Leimschleuderspinne.
Die Speispinne ortet ihre Beute mit einem hochsensiblen Sinnesorgan: den Härchen an ihren Beinen. Diese Härchen (Trichobothrien) reagieren auf minimalste Luftbewegungen.
Hat sie ein potentielle Beute wie beispielsweise eine Fruchtfliege (2) entdeckt, dann nähert sie sich langsam schleichend dem Insekt. Auf eine Distanz von 2 cm und weniger spritzt sie ein Sekret über ihre Beute. Für den menschlichen Beobachter geht der Vorgang zu schnell, viel zu schnell. Er erkennt nichts, außer, das das Beutetier plötzlich bewegungslos verharrt. Passiert ist aber sehr viel: die Leimschleuderspinne hat spuckend quasi ein Netz über das Beutetier ausgebreitet. Ganze 140 Millisekunden (3) waren nötig, um die Beute zu fixieren. Aus den beiden Klauen der Cheliceren wurde ein Gemisch aus Gift und Leim mit hohem Druck und einer Geschwindigkeit von 8m/sec (4) geschleudert. Kleinere Tiere sind bereits mit einem Mal fixiert, bei größeren Tieren wird die Speispinne mehrfach ihren „Leim“ schleudern oder speien.
Gemisch aus Leim, Gift und einem Faden
Nun handelt es sich bei diesem Sekret allerdings nicht nur um eine ausschließlich klebende Substanz. Tatsächlich ist es so, dass sich im Vorderkörper der Speispinne eine „enorm vergrößerte Giftdrüse“ (5) befindet, die sich in zwei Abschnitte teilt. Einem kleineren vorderen Teil, in dem das Gift produziert wird und einem größeren hinteren Teil, der den Leim dazu beisteuert. Dieses mächtige Organ erklärt auch, warum die Speispinne etwas anders aussieht als viele andere Spinnen, die in der Regel eher einen mehr oder weniger flachen, nicht aber einen solch aufgewölbten Vorderkörper (Prosoma) haben (6), wie die Speispinnen. Es scheint auch so zu sein, als würden nicht nur Leim und Gift sondern auch noch Spinnfäden in dem Gemisch sein (7).
Das ganze Gemisch wird aus einer vergrößerten Öffnung der Kieferklauen verspritzt und immobilisiert sehr schnell das Beutetier. Auch das Gift in dem Gemisch trägt seinen Teil dazu bei „indem die Giftkomponente des Sekrets durch die Cuticula ins Innere diffundiert (N en tw ig 1986)“ (8)
Nach der Fixierung nähert sich die Spinne langsam dem Opfer und platziert den finalen Giftbiss.
Was es sonst noch zu wissen gibt
- Die Speispinne gehört zu den Spinnenarten mit nur sechs Augen.
- Man kann sie ganzjährig finden.
- Speispinnen bauen im eigentlichen Sinne kein Netz sondern nur rudimentäre Schlupfwinkel.
- Aus der Familie der Speispinnen (Scytodidae) (9) ist sie in Deutschland die einzige Vertreterin
Um die Ökologie der Speispinne besser zu verstehen, lohnen sich noch die folgenden Artikel:
Ist die Speispinne gefährlich für Menschen?
Wenn es um Spinnen geht, dann wird auch immer wieder die Frage nach deren Giftigkeit gestellt. Um es einfach zu machen: die in Deutschland vorkommende Speispinne (Scytodes-thoracica) ist ungefährlich.
Quellen und weiterführende Links
(2) Heiko Bellmann: Der Kosmos Spinnenführer, Seite 44, Franckh-Kosmos-GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2010
(3) Rainer F. Foelix: Biologie der Spinnen, Seite 49, Georg ThiemeVerlag, Stuttgart, 1992
(4) Stefan Heimer, Wunderbare Welt der Spinnen, Seite 15, Landbuch-Verlag GmbH, Hannover, 1988
(5)Rainer F. Foelix: Biologie der Spinnen, Seite 49, Georg ThiemeVerlag, Stuttgart, 1992
(6) B ü r g is , H. (1990): Die Speispinne Scytodes thoracica (Araneae: Sicariidae). Ein Beitrag zur Morphologie und Biologie. - Mitt. PO LLICH IA , 77: 289-313, Bad Dürkheim >>> Zuletzt besucht:09.11.2022
(7) ebd. Bürgis zitiert dazu Bellmann: „B e l l m a n n (1984) bemerkt in diesem Z usam m en h an g: 'D ie Speispinne. . . besitzt außer kleinen Giftdrüsen zusätzliche Spinndrüsen, die in den Chelicerenklauen ausmünden‘ […] ‚ D ie Spinne. . . schleudert aus den beiden Öffnungen der Chelicerenklauen Spinnfäden mit Klebtropfen ' “ Seite 301, 302 >>> Zuletzt besucht:09.11.2022
(8) ebd. S.298
(9) Heiko Bellmann: Der Kosmos Spinnenführer, Seite 44, Franckh-Kosmos-GmbH & Co. KG, Stuttgart,
Beantwortete Fragen
Dieser Artikel beantwortete unter anderem die folgenden Fragen:
- Ist die Speispinne gefährlich für Menschen?
- Können Spinnen spucken?
- Wo lebt die Speispinne?
Wenn Sie noch mehr Fragen zum faszinierenden Leben der Spinnen haben,dann stöbern Sie doch in einem der weiteren Artikel. 🕸️ 🕷️
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