Man muss nicht unbedingt in die Wiesen hineingehen, will man eine Wespenspinne beobachten. Häufig ist es vollkommen ausreichend, den Wegrand genauer im Auge zu behalten. Ihre gelbschwarze Zeichnung macht die große Spinne zu einer auffallenden Erscheinung. Kopfüber sitzt sie offen in ihrem Netz. Hat man das erste Exemplar entdeckt, dauert es meist nicht lange, bis einem weitere Wespenspinnen auffallen.
Wespenspinnen kommen nur im (etwas wärmeren) Offenland vor. Typische Fundorte sind Wiesen, Brachen oder Feldraine. Dabei ist es nicht so relevant, ob es sich um einen eher trockeneren oder eher etwas feuchteren Standort handelt. Wichtig ist das Vorhandensein ihrer Hauptbeute, der Heuschrecken. Oder anders ausgedrückt: da wo Heuschrecken vorkommen, kann man wahrscheinlich auch Wespenspinnen finden. Das auch andere Insekten als Beute angenommen werden, kann man sich im Video Die Jagd der Wespenspinne anschauen.
Die Wespenspinne gehört sicherlich zu den schönsten einheimischen Spinnen. Fast immer ist es das Weibchen, das auffällt. Nur das Weibchen trägt die typische Wespenzeichnung, nur ihr voluminöser Hinterleib weist den Wechsel von schwarzen zu gelb/orangen Zeichnungen auf. Das Männchen ist unscheinbarer und vor allen Dingen ist es um ein Vielfaches kleiner als das Weibchen. Die Diskrepanz ist durchaus erheblich. Während ein Weibchen eine Körpergröße von 14-17 mm aufweisen kann, erreichen männliche Exemplare weniger als die Hälfte und werden zwischen 4-6 mm groß (2).
Fortpflanzung
Das Männchen nimmt ohnehin eine ausgesprochen undankbare Rolle in der Biologie dieser Art ein. Die Geschichte wie die Schwarze Witwe zu ihrem Namen gekommen ist, ist ja vielen bekannt: Das Weibchen genehmigt sich das Männchen nach der Paarung schon mal gerne als Mahlzeit danach - oder zumindest versucht sie es. Das Männchen hat aber beim Reißaus nehmen durchaus öfter Erfolg, als es der Name suggeriert (3). Bei der Wespenspinne sind die Sitten nicht minder rau, aus Sicht des Weibchens allerdings deutlich erfolgreicher und die Erfolgsquote des Männchens dementsprechend geringer, weswegen man eigentlich analog von einer Gelben Witwe sprechen könnte.
Im Juli – August findet die Paarung statt. Das kleine Männchen macht sich auf die Suche nach einem Weibchen. Hat ein Männchen ein Weibchen gefunden, versucht es zunächst das Weibchen mit verschiedenen Signalen davon zu überzeugen, dass es keine Beute ist – zumindest nicht vor der Paarung bereits als Beute betrachtet werden sollte. Ist ihm das gelungen, dann verfällt das Weibchen in eine Art Starre, die nach der Paarung aber schnell verfliegt, schnell genug auf jeden Fall, dass ein Männchen, das nicht auf Zack ist, sich eingewebt im Netze hängend wiederfindet.
Jagd im Netz
Das Netz der Wespensinne weist eine Besonderheit auf. Von der Nabe – dem Zentrum des Radnetzes - ausgehend befinden sich weiße Elemente, die man als Stabilimente bezeichnet hat. Allerdings hat man sich von dem ursprünglichen Gedanken, dass es sich um eine stabilisierende Konstruktion handelt, gelöst (4) und hat nun verschiedene andere Erklärungen (5) gefunden. Im Zusammenhang mit Wespenspinnen ist die für mich am einleuchtensten erscheinende Erklärung die, dass sich durch reflektierendes UV Licht insbesondere blütenbesuchende Insekten angezogen fühlen.
Interessant ist auch die im Video Die Jagd der Wespenspinne zu sehende Vorratshaltung, die man manchmal beobachten kann. Hat sich ein Insekt im Netz verfangen, wird es blitzschnell eingewebt, gebissen, und wenn es nicht sofort gefressen wird, dann wird es zunächst im Netz hängen gelassen. Hat die Wespenspinne einen guten Tag erwischt und ein weiteres Insekt landet im Netz, dann wird auch dieses sofort eingewoben und aufgehoben.
Video: Die Jagd der Wespenspinne (Argiope bruennichi)
Link führt zu YouTube.comSind Wespenspinnen gefährlich?
Zu diesem Thema gilt das gleiche, was bereits bei der Kreuzspinne erwähnt wurde. Natürlich gibt es Medien, die versuchen durch reißerische Titel (6) Klickzahlen zu generieren. Aber wie man beispielsweise bei Wikipedia nachlesen kann (7), ist das völliger Unsinn. Nach meinen Erfahrungen sind Wespenspinnen noch etwas träger als Kreuzspinnen. Sie lassen sich nicht besonders schnell beunruhigen und wenn es ihnen dennoch zu bunt wird, seilen sie sich ab und bringen sich in Sicherheit, mit anderen Worten sie fliehen. Wenn man die Tiere nicht aktiv in die Hand nimmt, dann sollte sich das Risiko, einen Biss zu provozieren, in sehr überschaubaren Grenzen halten.
Auf der Webseite der toxikologischen Abteilung der II. Medizinischen Klinik der Technischen Universität München (8) findet man, wenn man sich zu den giftigen Spinnen in Deutschland durchgehangelt hat, beispielsweise keine Erwähnung der Wespenspinne.