Die Tage sind kurz und grau, die Wälder kahl und trist, man sehnt sich nach Sonne und dem beginnenden Frühling. Ohne dekorativen Schneemantel haben winterkahle Laubwälder etwas deprimierendes. So kann das Warten auf den Frühling lang und länger werden. Doch kaum ist der Januar vorbei und die ersten Februartage sind ins Land gegangen, da erklingen unterstützt von lauten Trommelwirbeln immer stärker die Rufe der Spechte. Am Abend werden sie abgelöst durch die Rufe von Waldkauz und Waldohreule - und als wäre das der Startschuss für den Rest der Natur, zeigen sich die ersten Blütenpflanzen.
Huflattich, Schneeglöckchen sind die Ersten. Schuppenwurz und Märzenbecher folgen und bald darauf schauen die weißen Blüten des Busch-Windröschens durch das abgestorbene Laub. Blaue Tupfer sprenkeln Lungenkraut und Veilchen zwischen das Weiß, überragt vom Gelb der meist mehr oder weniger solitär oder in kleinen Gruppen stehenden Schlüsselblumen. In nährstoffreichen und frischen Wäldern wie beispielsweise in den Hartholzauen kommen Blau- und Goldstern dazu. Bingelkraut und Haselwurz mögen es auch gerne nährstoffreich, doch sie bevorzugen bereits deutlich trockenere Standorte.
Blüht schließlich der Bärlauch in ausladenden Teppichen und verströmt seinen herzhaften Geruch, dann dauert es auch nicht mehr lange, bis sich das Blätterdach schließt und die Zeit der Frühblüher ihr Ende findet.
Die Dia-Schau zeigt Impressionen aus einem Flußauewald. Busch-Windröschen, Gelbes-Windröschen, Lerchensporn, Blau- und Goldstern bringen die ersten Farbtupfer zurück in die Natur.
Übersicht über die Frühblüher im Wald
Huflattich (Tussilago farfara)
Die ersten gelben Tupfer im Jahr stammen vom Huflattich. Bereits im Februar fängt er an zu blühen. Sichtbar ist zunächst nur der beschuppte Stängel, auf dem die Blüte sitzt. Die Blätter erscheinen erst, nachdem die Blüte vorbei ist. Findet als Heilpflanze bei Husten Verwendung (1) (2).
Schneeglöckchen (Galanthus nivalis)
Im Februar läutet das Schneeglöckchen das Ende des Winters ein. Wenn sich die zarte Pflanze durch die Schneedecke kämpft, dann ist der Frühling nicht mehr weit. So früh wie das Schneeglöckchen kommt, so bald ist es wieder verschwunden. Bereits im Frühsommer ist es vollständig eingezogen. Als echter Geophyt überdauert die Pflanze als Zwiebel im Boden.
Interessanterweise wird das Schneeglöckchen von Ameisen verbreitet. Der Samen befindet sich in einem Fruchtkörper, und damit die Ameisen problemlos an ihn herankommen, sinkt der Stängel mit dem Fruchtkörper schlaff zu Boden. Von den Ameisen wird der Fruchtkörper gerne angenommen und weiter transportiert (3) (4) .
Schuppenwurz (Lathraea squamaria)
Die Schuppenwurz findet man in der Nähe von Pappeln, Erlen oder Weiden. Sie bevorzugt eher besser Wasser- und Nährstoffversorgte Standorte (5). Sie ist ein Vollschmarotzer, die sich die benötigten Nährstoffe aus Wurzeln der genannten Bäume holt. Bemerkenswert an der Schuppenwurz ist, dass sich der größte Teil der Pflanze dem Betrachter entzieht. Der unterirdische Teil kann beachtliche Ausmaße annehmen. Laut (6) kann das Rhizom bis zu 2 m lang und 5 kg schwer werden.
Frühlings-Knotenblume, Märzenbecher (Leucojum vernum)
Märzenbecher kommen manchmal bestandesbildend vor und sind dann Publikumsmagneten wie an einigen Stellen im Lautertal (7) auf der Schwäbischen Alb. Man findet die Pflanze auf frischen Böden mit guter Nährstoffversorgung. Etwas ähnlich sieht das Schneeglöckchen aus. Der Märzenbecher ist gesetzlich geschützt.
Busch-Windröschen (Anemone nemorosa)
Teppiche von Busch-Windröschen prägen oft den Frühlingswald. Gegen Abend schließt es seine Blüten. Es ist recht verbreitet in Buchen- und Eichenmischwäldern, sofern die Böden nicht zu nährstoffarm sind.
Wald-Goldstern (Gagea lutea)
Gerne in der Hartholzaue. Der Wald-Goldstern ist ein Geophyt und verschwindet zum Sommer hin. Er überdauert als Zwiebel.
Gelbes-Windröschen (Anemone ranunculoides)
Auch das Gelbe-Windröschen verbreitet sich mit Hilfe von Ameisen. Das Gelbe Windröschen ist giftig. Laut (8) liegt die letale Dosis bei 30 Pflanzen.
Hohler Lerchensporn (Corydalis cava)
Ab März beginnt der Lerchensporn zu blühen. Er hat sowohl weiße als auch rot-lila gefärbte Blüten. Charakteristisch für nährstoffreiche Wälder wie beispielsweise die Hartholzaue. Der Name leitet sich von der hohlen Wurzelknolle ab.
Zweiblättriger Blaustern (Scila bifolia)
Ebenfalls gerne in der Hartholzaue. Ähnlich dem Schneeglöckchen werden die Früchte durch Ameisen verbreitet. Blaustern, Goldstern, Lerchensporn und Gelbes Windröschen finden sich gerne zusammen am gleichen Standort.
Wald-Schlüsselblume (Primula elatior)
Auf frischen bis feuchten, nährstoffreichen Böden findet sich die Wald-Schlüsselblume. Sie ist gesetzlich geschützt. Der Blütenstand, der an einen Schlüsselbart erinnert, war namensgebend. Die Wald-Schlüsselblume findet auch als Heilpflanze Verwendung.
Wie andere Pflanzen auch, die eine lange Blütenröhre haben und bei denen sich der Nektar am Blütengrund befindet, können nur Insekten mit entsprechend langem Rüssel (Schmetterlinge, Hummeln) die Bestäubung vornehmen. Bienen mit ihren kurzen Rüsseln kürzen das Prozedere ab. Sie öffnen seitlich den Blütenkelch und gelangen so an den Nektar. (9).
Bärlauch (Allium ursinum)
Der Bärlauch verrät sich schon von Weitem durch seinen intensiven Geruch. Häufig überzieht er flächendeckend den Frühlingswald. Von den bisher aufgeführten Pflanzen blüht der Bärlauch am spätesten. Erst gegen April überdecken die weißen Blütenstände ganze Waldböden.