Besondere Merkmale der Spinnen
Das offensichtlichste ist die Anzahl der Beinpaare. Acht Beine hat eine Spinne, sechs ein Insekt. Die vier Beinpaare befinden sich am Kopfbruststück der Spinne - dem Cephalotorax. Wie der Name schon sagt, liegen „Kopf“ und „Brust“ bei den Spinnen zusammen, es handelt sich um ein Körperteil, das nicht untergliedert ist.
An das Kopfbruststück gliedert sich der Hinterleib (das Opisthosoma) an. In diesem befinden sich die inneren Organe und die Spinnwarzen, die es den Spinnen ermöglichen unterschiedlichste Fäden für die verschiedensten Zwecke zu weben.
Wahrnehmung der Umwelt
Am Kopf befinden sich die Augen. Spinnen haben entweder sechs Augen oder - und das ist der häufigere Fall - acht Augen. Die Anzahl und die Art, wie die Augen am Kopf angeordnet sind, sind ein wichtiges Merkmal, um die einzelnen Familien unterscheiden zu können. Besonders auffällig sind die Augen bei den Springspinnen, die über ein besonders gutes Sehvermögen verfügen. Insbesondere die Mittelaugen sind deutlich größer als bei allen anderen Spinnenarten. Nicht alle Spinnen jedoch können so gut sehen.
Verschiedene Augenstellungen bei Spinnen
Wichtig für die Sinneswahrnehmung sind auch die Beine bzw. die an den Beinen befindlichen Haare, über die die Spinne Details ihrer Umwelt wahrnehmen kann. Die am Kopf ebenfalls ansitzenden Taster sind nicht wie bei den Insekten Fühler. Sie werden stattdessen zum betasten der Beute verwendet und sind bei den männlichen Spinnen an ihrem Ende verdickt. In dieser Verdickung - dem Bulbus - transportieren die männlichen Spinnen ihren Samen. Auch bei Balz und Werbung spielen die Taster bei manchen Spinnen eine wichtige Rolle
Kieferklauen (Cheliceren)
Als Letztes seien noch die Beißwerkzeuge der Spinnen die sogenannten Kierferklauen oder Cheliceren erwähnt. Die Kieferklauen können bei manchen Spinnen - insbesondere den Männchen - eine enorme Größe erreichen, wie beispielsweise bei den Kieferspinnen oder dem Männchen der Zebraspinne, und ihnen ein Furcht einflößendes Äußeres verleihen. Die Kieferklauen setzen sich dabei aus einem Grundglied und der eigentlichen Klaue zusammen. Die Klauen werden beim Beutefang in das Opfer geschlagen und gleichzeitig wird Gift injiziert.
Interessant ist, dass es zwei Arten der Anordnung gibt. Bei den meisten Spinnen arbeiten die Cheliceren gegeneinander (labidognath), sie wirken also wie eine Zange. Das Grundglied sitz dabei mehr oder weniger senkrecht vor der Mundöffnung. Die Giftklauen allerdings sind nach innen gerichtet, so dass sie links und rechts in den Körper des Beutetiers geschlagen werden können. Eine andere Art der Anordnung findet man beispielsweise bei den Vogelspinnen. Hier stehen die Cheliceren quasi waagerecht (orthognath) vom Körper ab. Die Klauen arbeiten bei ihnen nicht gegeneinander, sondern sie dringen von oben nach unten in die Beute ein.
Orthognathe und labidognathe Stellung der Kieferklauen
Die Cheliceren werden allerdings nicht nur für den Beuteerwerb genutzt, sondern können auch anderweitig quasi wie ein Werkzeug verwendet werden. Das Weibchen von Pisaura mirabilis trägt mit ihren Kieferklauen beispielsweise ihren Kokon, und die Weibchen der Wolfsspinnen benutzen die Cheliceren, um den geschlüpften Jungspinnen aus dem Kokon zu helfen.
Giftigkeit
Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Spinnen giftig. Spinnen lähmen oder töten ihre Beute mit einem Biss bei dem sie ihr Gift injizieren. Aus dieser Tatsache aber grundsätzlich eine Gefahr für den Menschen abzuleiten, ist falsch. Die meisten Spinnen sind zu klein, als das ihre Beißwerkzeuge die Haut eines Menschen durchdringen können. Schaffen sie es dennoch, sind die Folgen in der Regel nur mehr oder weniger unangenehm. Nur wenige Arten werden dem Menschen wirklich gefährlich, dazu gehören insbesondere die Brasilianische Wanderspinne oder die in Australien beheimatete Atrax robustus, die sich auch für tödlich verlaufende Bissunfälle verantwortlich zeigen. Die üblichen einheimischen Verdächtigen wie die Gartenkreuzspinne oder die Dornfingerspinne sind harmloser als ihr Ruf. Die beschriebenen Auswirkungen eines Bisses dieser Arten gehören in die Kategorie unangenehm oder auch sehr unangenehm - je nachdem wie stark man auf das Gift reagiert - und werden häufiger mit Wespenstichen verglichen (1).
Fliegende Spinnen - Altweibersommer
Wer kennt ihn nicht den Altweibersommer? Doch wer weiß schon, dass der Altweibersommer seinen Namen den Spinnen verdankt. (2). Spinnen können natürlich nicht fliegen - zumindest nicht wie eine Fliege, Biene oder ein anderes mit Flügeln ausgestattetes Insekt. Spinnen haben keine Flügel, aktives Fliegen ist ihnen daher versagt. Aber zumindest können sie sich ähnlich einem Ballonfahrer fortbewegen. Im Spätsommer, wenn die Thermik geeignet ist, verbreiten sich junge Spinnen zur Eroberung neuer Lebensräume auf eine besondere Art. Sie erklimmen einen erhöhten Platz und recken ihren Hinterleib in die Höhe. Dann lassen sie aus ihren Spinnwarzen einen Faden austreten. Der Wind erfasst den Faden und weht ihn fort. Am anderen Ende des Fadens allerdings hängt noch die kleine Spinne. Ist die Kraft des Windes stark genug, löst sich die Spinne und wird vom Wind davongetragen. Wohin die Reise geht, lässt sich nicht vorhersagen. Fliegende Spinnen wurden in mehreren Tausend Metern Höhe gefunden oder fingen sich in Segeln auf dem Meer befindlicher Schiffe (3).